Geschichte des Neuen Botanischen Gartens - 1961-1977 - Weil in der Marburger Innenstadt kein Platz für die notwendigen Neubauten der naturwissenschaftlichen Fächer ist, werden diese auf die Lahnberge verlegt. In der Nähe der Gebäude des Fachbereichs Biologie wird ein Neuer Botanischer Garten angelegt, der mit 20 Hektar Fläche zu den größeren botanischen Gärten Deutschlands gehört.
Insgesamt werden 80.000 Kubikmeter Erde bewegt, um Raum zu schaffen für Elemente wie den Teich und einen etwa einen Kilometer langen Bach, dessen Wasser durch eine Pumpanlage ständig wiederverwertet wird. Die Gesamtkosten der Gestaltung belaufen sich auf 12,4 Millionen D-Mark * sechs Millionen für den Freilandbereich und 6,4 Millionen für die Gewächshäuser.




Die Fotos * aus der Serie Botanischer Garten der Philipps-Universität Marburg, vom 14. Juli 2009 * wurden im neuen Botanischen Garten der Philipps-Universität Marburg - Karl-von-Frisch-Straße - 35032 Marburg - fotografiert.
Bereits zur Zeit der Universitätsgründung, im Jahr 1527, besteht vermutlich ein privater Botanischer Garten des Mediziners und Naturwissenschaftlers Euricius Cordus am Glaskopf. Seit fast 200 Jahren befindet er sich an seinem jetzigen Standort am Pilgrimstein.




Der 20 Hektar großen neue Botanischen Garten der Philipps-Universität Marburg, auf den Lahnhöhen, ist im Sommer (1. April bis 31. Oktober): von 9 bis 18 Uhr - im Winter (1. November bis 31. März): von 9 bis 16 Uhr - an allen Wochen- und Feiertagen, Winteröffnungszeiten der Gewächshäuser nur an den Wochenenden von 12 bis 16 Uhr, ausgenommen Führungen für Gruppen - geöffnet.
Ein Besuch, des neue Botanischen Gartens der Philipps-Universität Marburg, ist zu jeder Jahreszeit, für jede Person, jeden Alters und Geschlechts, empfehlenswert.




Eintrittspreise: Sommer (1. April bis 31. Oktober): 2 Euro für Erwachsene; ermäßigt 1 Euro für Schüler, Schulklassen, Studierende und Schwerbehinderte. Winter (1. November bis 31. März): kostenloser Besuch des Freilands; 2 Euro (ermäßigt 1 Euro) für die Besichtigung der Gewächshäuser.
Jahreskarte für Familien (zwei Erwachsene plus Kinder unter 18 Jahren): 24 Euro. Jahreskarte für Schüler, Studierende, Schwerbehinderte und Mitglieder des Freundeskreises des Botanischen Gartens: 12 Euro. Immer frei für Kinder bis 14 Jahre in Begleitung der Eltern und Studierende des Fachbereichs Biologie. Während Sonderveranstaltungen können andere Eintrittspreise gelten.
Bitte informieren Sie sich rechtzeitig!




Abteilungen, des Botanischen Gartens:
1. Arboretum - Das Marburger Arboretum befindet sich im nördlichen Teil des Gartens als mehr oder weniger breite Randbepflanzung zur Begrenzung der Anlage.
Darüber hinaus bildet es einen Rahmen für die zentral angeordnete Beetanlage der systematischen Abteilung und der Heil- und Nutzpflanzen. Den deutlichen Schwerpunkt legen wir bei den Nadelgehölzen im weitesten Sinne - inklusive Ginkgo und Ephedra, deren Blattorgane nicht ohne weiteres als Nadeln bezeichnet werden können. Doch natürlich gibt es bei uns auch "echte" Laubbäume zu sehen - zum Beispiel Pappeln, Weiden, Birken, Erlen, Buchen, Eichen, Ahorne, Platanen, Eschen und Linden.
2. Biologische Gruppen, In den Beeten dieser Abteilung präsentieren wir Ihnen anschauliche Beispiele zur Blütenbiologie und zu den unterschiedlichen Wuchsformen. Die Mendelschen Gesetze als Grundlage der Genetik werden am Beispiel von Mirabilis, Malope und Urtica demonstriert. Außerdem finden Sie zahlreiche interessante sowohl künstlich erzeugte als auch spontan in der Natur entstandene Beispiele für Kreuzungen verschiedener Arten und Gattungen. Auffällige Beispiele für Mutationen und Pfropfbastarde (Chimären) runden den Überblick über die Genetik ab.




3. Farnschlucht - Die Marburger Farnsammlung auf den Lahnbergen gilt als arten- und individuenreichste in Deutschland. Mit viel Fleiß und Sorgfalt entstand ein Sortiment von mehr als 80 verschiedenen Farnarten. Zusätzlich sehen Sie entlang der zahlreichen, zum Teil auch nicht befestigten Wege mehr als 60 Farnhybriden und Farnvarietäten.




4. Frühlingswald - Ein üppiges buntes Blütenmeer bedeckt im Frühjahr den Boden unter dem noch lichten Laub des Buchenwalds. Vor allem Frühjahrsblüher der Gattungen Scilla, Tulipa, Narcissus, Gagea, Iris, Eranthis, Anemone und Pulsatilla entfalten hier ihre Pracht * gleichzeitig. Denn bei der Gestaltung dieses Bereichs wurde auf eine einheitliche Blütezeit geachtet.




5. Heilpflanzen - Viele Pflanzen verfügen über die Kraft, Krankheiten oder körperliche Beschwerden zu heilen oder zu lindern. Das Wissen über diese Heilpflanzen drohte lange Zeit in Vergessenheit zu geraten. Um dies zu vermeiden, stellen wir Ihnen in der Mitte des Botanischen Gartens Heilpflanzen vor, deren Schilder nicht nur den botanischen und den populären Namen enthalten, sondern auch wichtige Informationen zu Anwendung und Wirkung.
In der Heilkunde der Indianer haben Pflanzen eine besondere Bedeutung - so ist es nur selbstverständlich, dass sich eine der acht Stationen des Indianerpfades in der Abteilung "Heilpflanzen" befindet. Der Schwerpunkt: Pflanzen rund um das Thema "Frauenheilkunde und Geburtshilfe".




6. Hügelgräber - Mit der Gruppe von Hügelgräbern befindet sich am südlichen Ende des Botanischen Gartens eine außergewöhnliche historische Attraktion.
Auf Initiative der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte im Landesamt für Denkmalpflege Heßen und des vorgeschichtlichen Seminars der Philipps-Universität wurde 1984 in Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten einer der Grabhügel freigelegt und überdacht. In der Mitte eines Steinkreises sehen Sie die Nachbildung einer Urne; auf einer Informationstafel an der Fachwerkwand der Anlage können Sie Interessantes über die Hügelgräber und die keramischen Grabbeigaben lesen.




7. Nutzpflanzen - Meist nehmen wir das Angebot im Supermarkt ganz selbstverständlich hin und machen uns wenig Gedanken über die Pflanzen, ohne die es keine Kartoffelbrei-Mischung, keinen Instant-Kaffee und keine Schokolade geben würde. Auch Stoffbeutel, die Farbe der Lieblingsjeans und Autoreifen sind ursprünglich Das Ergebnis von Nutzpflanzen. Um Hintergrundwissen zu den Produkten unseres Alltags zu vermitteln, sind besonders bei Kindern Themen-Führungen und andere Veranstaltungen rund um die Nutzpflanzen beliebt.
Die Abteilung gliedert sich in zwei Bereiche. In der Mitte des Freilands finden sie angrenzend an die Beete mit den Heilpflanzen Folgendes: Kohlehydratpflanzen (z.B. Getreidearten, Kartoffel, Süßkartoffel, Reis, Zuckerrübe) - Fettpflanzen (z.B. Sojabohne, Raps) - Gemüsepflanzen (z.B. Wurzel- und Fruchtgemüse) - Faserpflanzen (z.B. Hanf, Jute) - Genussmittel liefernde Pflanzen (z.B. Hopfen, Tabak) - Kautschuk liefernde Pflanzen (z.B. Koksagiz) - Färbepflanzen (z.B. Indigostrauch) - Weitere Nutzpflanzen, vor allem Pflanzen tropischer und subtropischer Gebiete wie Kakao- und Melonenbaum, erwarten Sie in den Gewächshäusern.




8. Rhododendren - Im südlichen Teil des Botanischen Gartens lockt im Frühsommer der in voller Blüte stehende Rhododendrenwald die Besucher an. Von Mai bis Juni zeigen sich besonders die Rhododendren-Hybriden (Kreuzungen) in den herrlichsten Farben. Neben einigen Wildarten ist das Sortiment von Hybriden besonders umfangreich * dazu gehören türkische (Rh. ponticum), chinesische (Rh. oreodoxa) und nordamerikanische (Rh. catawbiense) Arten. Den immergrünen Rhododendren und ihren Kreuzungen dient der lockere Kiefernbestand als Kälte- und Lichtschutz, um sie sowohl vor übermäßiger Austrocknung im Sommer als auch vor trockenem und starkem Frost im Winter zu bewahren. Zusätzlich werden empfindliche Arten und Sorten in den Wintermonaten mit Fichtenreisig abgedeckt.




Im Rhododendrenwald befinden sich auch zahlreiche Kreuzungen der Sommerheide (Calluna vulgaris) sowie Erica-Arten wie die Winterheide (Erica carnea), Glockenheide (Erica tetralix) und die Grauheide (Erica cinerea). Alle Erica- und Rhododendron-Arten werden physiologisch-ökologisch als Rohhumuspflanzen bezeichnet und benötigen als Substrat saure, schwer und langsam verrottender Waldstreu. Da die im Botanischen Garten auf natürlichem Weg anfallende Waldstreu nicht ausreicht, verteilen wir jedes Jahr eine dicke Schicht von zerkleinertem Fichtenreisig und Borke, der ein wenig Kompost und verrotteter Stallmist untergemischt wird.




8. Systematische Abteilung - In unserer systematischen Abteilung, zwischen den Biologischen Gruppen und den Beeten der Heilpflanzen gelegen, können Sie sich über die verwandtschaftlichen Verhältnisse von Pflanzen informieren. Um die Zugehörigkeit verschiedener Familien zu einer bestimmten Unterklasse verständlicher zu vermitteln, haben wir für die insgesamt acht Unterklassen der ein- und der zweikeimblättrigen Pflanzen je eine Etikettenfarbe eingeführt. Den Besuchern wird dadurch verdeutlicht, dass beispielsweise der Sauerdorn (Berberis vulgaris, Familie der Berberidaceae) und die Sumpfdotterblume (Caltha palustris, Familie der Ranunculaceae) mit weißer Schrift auf blauen Etiketten zu derselben Unterklasse der Magnoliidae gehören. Beide Gattungen müssen also über bestimmte gemeinsame Merkmale verfügen. Durch die genauer Beobachtung der Pflanzen können Sie sowohl die gemeinsamen (Kategorie der Unterklasse) als auch die trennenden (Kategorie der Familie) Einteilungskriterien herausfinden und so das ganze hierarchische System der Pflanzen besser verstehen.



